Nachname:
Kreuter
Vorname:
Alma
Epoche:
20. Jahrhundert
Arbeitsgebiet:
Medizingeschichte
Biographie drucken

Lehrstuhlsekretärin und Bibliographin

 

Alma Kreuter (1906 – ca. 2007) arbeitete seit 1924 in München an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität. Beginnend als Kanzleiangestellte war sie an der Erstellung von Oswald Bumkes (1928/39) zwölf Bände umfassenden Handbuch der Geisteskrankheiten beteiligt. Als Sekretärin arbeitete sie von 1946 bis 1952 für Georg Stertz (1878-1959). Unter dem Ordinariat von Kurt Kolle (1898-1975) war sie als „Chefsekretärin“ für die Manuskripte von Kolles dreibändiger Sammlung Große Nervenärzte zuständig (Hippius 2003, S. 19). Im Ruhestand ab 1969 beschäftigte sie sich mit dem Archiv der Münchener Klinik (Hippius, Peters & Ploog 1983, S. V) und legte eine umfangreiche historische Sammlung an (Hippius und Hoff 1996, vii), die für mehrere Publikationen genutzt wurde (z.B. Hippius, Peters & Ploog 1983) und nach Bekanntgabe in der Zeitschrift Der Nervenarzt ab 1983 auch international genutzt wurde.

 

Das Lexikon: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater

1996, im Alter von 80 Jahren, veröffentlichte Kreuter die drei Bände und insgesamt 2.427 Personen erfassende Personalbibliographie Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und damit die umfangreichste für das Gebiet der Psychiatrie seit Heinrich Laehr (1900). Hippius und Hoff (1996, vii) bekräftigten die Ergiebigkeit der Biobibliographie und berichteten, Kreuter habe in Abgrenzung von Kolle (1956/1963) auch die „kleinen“ Nervenärzte würdigen wollen. Kreuter (1996, ix) selbst betonte im Vorwort ihre Aufmerksamkeit für Ärzte, die in lokalen Heil- und Pflegeanstalten tätig waren oder im Nationalsozialismus verfolgt wurden.

 

Rezensionen

Das Standardwerk wurde teils begrüßt, teils zwiespältig aufgenommen. Bei unbestrittener Nützlichkeit beanstandete Sammet (2000) neben sachlichen Fehlern auf lokaler Ebene (vgl. Pieper 2003, S. 24 f.) auch veraltete biographische Quellen samt „hagiographischen Behauptungen“ und unterschlagende „Verfälschungen“ hinsichtlich der Psychiatrie im Nationalsozialismus (etwa bei W. Heyde oder M. de Crinis) ebenso wie die Auslassung von Verfolgten (z.B. V. Kafka, K. Goldstein). Letzteres bemängelte auch Schreiber (1999), der zudem auf das Fehlen von Psychoanalytikern hinwies.

 

Literatur

Bumke, O. (1928/39, Hg.): Handbuch der Geisteskrankheiten. 12 Bde. Berlin: Springer.

Hippius, H., H.-J. Möller, N. Müller, G. Neundörfer (2005, Hg.): Die Psychiatrische Klinik der Universität München. 1904 – 2004. Heidelberg: Springer.

Hippius, H. (2003): Psychiatrie in München – Historische Streiflichter. In H. Hippius (Hg.): Universitätskolloquien zur Schizophrenie. Bd. 1. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 3-20.

Dose, R. (2011): [Rezension] Volkmar Sigusch, Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. In:  Zeitschrift für Sexualforschung 24, (2), S. 191-195.

Kolle, K. (1956/1963, Hg.): Große Nervenärzte. 3 Bde. Stuttgart: Thieme.

Hippius, H., G. Peters, D. Ploog (1983): Hinweise an die Leser. In: E. Kraepelin (1983): Lebenserinnerungen. Hg. von H. Hippius , G. Peters, D. Ploog, unter Mitarbeit von P. Hoff und A. Kreuter. Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer, S. V.

Kreuter, A. (1996): Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. 3 Bde. München, New Providence, London, Paris: Saur.

Laehr, B. H. (1900): Die Literatur der Psychiatrie, Neurologie und Psychologie. Von 1459 – 1799. 3 Bde. Berlin: Reimer.

Pieper, C. (2003): Die Sozialstruktur der Chefärzte des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbek 1913 bis 1945. Ein Beitrag zur kollektivbiographischen Forschung. Hamburg: Lit.

Sammet, K. (2000): [Rezension] Alma Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Würzburger Medizinhistorische Mitteilungen 19, S. 580-585.

Schreiber, K. (1999): [Rezension] Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB), Beiheft 9, URL: http://swbplus.bsz-bw.de/bsz047979089rez.pdf;jsessionid=994CA40AFC00D9692843FBFFC3F683A2?1422107772849

 

Burkhart Brückner

 

Zitierweise
Burkhart Brückner (2015): Kreuter, Alma.
In: Biographisches Archiv der Psychiatrie.
URL: biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/205-kreuter-alma
(Stand vom:30.10.2024)