- Nachname:
- Packard
- Vorname:
- Elizabeth Parsons Ware
- Epoche:
- 19. Jahrhundert
- Arbeitsgebiet:
- Psychiatrie
Soziale Arbeit - Geburtsort:
- Ware (USA)
- * 28.12.1816
- † 25.07.1897
Packard, Elizabeth Parsons Ware
Sozialreformerin und Frauenrechtlerin.
Elizabeth Packard (1816-1897) wurde in Ware (Massachusetts) als fünftes Kind von Lucy und Samuel Ware geboren. Ihre älteren Geschwister starben bereits jung, später wurden noch zwei jüngere Brüder geboren. Elizabeth Packard gilt als frühe Vorkämpferin gegen die patriarchale Willkür und Einschränkung von Frauenrechten in den Vereinigten Staaten zwischen 1860 und 1900.
Am 21. Mai 1839 heiratete sie einen Jugendfreund, den calvinistischen Pfarrer Theophilus Packard aus Shelburne (Massachusetts), dessen Vater ein bekannter lokaler Theologe und Pädagoge war. Aus der Ehe gingen zwischen 1839 und 1858 insgesamt sechs Kinder hervor (Carlisle 2010, S. 27 f.). Die Ehe verlief in den ersten zwölf Jahren unauffällig. Ab 1850 traten Spannungen und vor allem theologische Differenzen auf. Sie begann, einen spiritistisch geprägten „Vernunftglauben“ zu vertreten (Carlisle 2000, S. 45). Am 18. Juni 1860 ließ Theophilus Packard seine Frau in das Jacksonville Insane Asylum aufgrund einer angeblich „leichten Geisteskrankheit“ einweisen. Er berief sich auf ihren früheren Aufenthalt in der staatlichen Irrenanstalt in Worcester (Massachusetts) mit neunzehn Jahren nach einer Gehirnhautentzündung, war aber offenbar auch verunsichert über die zunehmend eigenständigen Interessen seiner Frau.
Anstaltserfahrung und Anti-Insane Asylum Society
Elizabeth Packard verbracht die nächsten drei Jahre gegen ihren Willen im Jacksonville Asylum (mit der Diagnose „moral insanity“). Allerdings blieb sie von der eigenen Gesundheit überzeugt und unterstützte auch andere Patientinnen, indem sie ihnen z. B. Bettwäsche und Kleidung besorgte. Im Juni 1863 wurde sie entlassen und initiierte mit anderen Aktivisten die Anti-Insane Asylum Society (Packard 1871, S. 144). Dieser Zusammenschluss gründete sich aus Protest gegen ein Anstaltssystem, das „gegen die Grundsätze des Christentums und der Psychopathologie" verstoße. Die Mitglieder verpflichteten sich, niemals Einweisungen ihrer selbst oder von Freunden und Verwandten zuzustimmen, sich im Fall schwerer Krisen gegenseitig zuhause zu betreuen, und einen Fonds zu gründen, der für die Betreuung eingesetzt werden kann. 1864 wurde Packard in einem gerichtlichen Verfahren als geistig gesund erkannt. Nach weiteren familiären Konflikten, in deren Verlauf die Kinder und das Eigentum ihrem Mann zugesprochen wurden, setzte sie sich zunehmend für die Rechte von Frauen ein. Dabei widersprach sie auch den früheren Reformbestrebungen von Dorothea Dix, auf deren Bestreben das Jacksonville Asylum eingerichtet worden war.
Werke
Packard veröffentlichte sieben Bücher, darunter The Great Drama (1878), eine autobiographische Dokumentation ihres Kampfs gegen willkürliche Einweisungen von Frauen in psychiatrische Anstalten. Durch Einnahmen aus dem Buchverkauf sicherte sie ihren Lebensunterhalt und erwarb ein Haus in Chicago. 1869 zogen ihre Kinder zu ihr. Insgesamt machte sie in 15 US-Bundesstaaten auf Missstände in lokalen Irrenanstalten aufmerksam und bewirkte etliche Gesetzesänderungen zur Sicherung und Erweiterung von Patientenrechten („Packard Laws“). Elizabeth Packard starb am 25. Juli 1897 in Chicago.
Literatur
Carlisle, L. V. (2000): “New Notions and Wild Vagaries”: Elizabeth Packard’s Quest for Personal Liberty. In: The Journal of the Illinois State Historical Society 93, (1), S. 43-66.
Carlisle, L. V. (2010): Elizabeth Packard. A Noble Fight. Urbana: University Illinois.
Koch-Kanz, S., L. F. Pusch (1999): Elizabeth Packard 1816-1897. Gegen die mutwillige Einweisung von Frauen in Irrenanstalten. In: S. Duda, L. F. Pusch (Hg.): WahnsinnsFrauen. 3. Bd. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 45-73.
Levison, J. R. (2003): Elizabeth Parsons Ware Packard. An Advocate for Cultural, Religious, and Legal Change. In: Alabama Law Review 54, (3), S. 988-1077.
Murton, M. M. (1995): Behind the "barred windows": The imprisonment of women's bodies and minds in nineteenth-century America. In: The Women in Literature and Life Assembly of The National Council of Teachers of English 4, S. 22-26.
Packard, E. P. W. (1864): Great Disclosures Of Spiritual Wickedness. New York: Arno.
Packard, E. P. W. (1866): Marital Power Exemplified in Mrs. Packard's Trial and Self-Defense from the Charge of Insanity; or, Three Years Imprisonment for Religious Belief, by the Arbitrary Will of a Husband, with an Appeal to the Government to so Change the Laws as to Afford Legal Protection to Married Women. Hartford: Case, Lockwood.
Packard, E. P. W. (1871): The Prisoners’ Hidden Life Or Insane Asylums Unveiled. Chicago: Clarke.
Packard, E. P. W. (1878): The Great Drama Or The Millennial Harbinger. Hartford: Authoress.
Packard, E. P. W. (1886): The Mystic Key, or, The Asylum Secret Unlocked. Hartford: Case, Lockwood & Brainard.
Robin Pape, Burkhart Brückner
Foto: unbekannt / Quelle: Wikimedia / public domain.
Zitierweise
Robin Pape, Burkhart Brückner (2015):
Packard, Elizabeth Parsons Ware.
In: Biographisches Archiv der Psychiatrie.
URL:
biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/124-packard-elizabeth-parsons-ware
(Stand vom:03.10.2024)