- Nachname:
- Dix
- Vorname:
- Dorothea
- Epoche:
- 19. Jahrhundert
- Arbeitsgebiet:
- Sozialpsychiatrie
Soziale Arbeit - Geburtsort:
- Hampden (USA)
- * 04.04.1802
- † 18.07.1887
Dix, Dorothea Lynde
US-amerikanische Sozialreformerin und Lobbyistin.
Dorothea Dix (1802-1887) wurde in Hampden (Maine) als Tochter eines methodistischen Wanderpredigers geboren. Sie verließ ihr Elternhaus mit 12 Jahren, begann mit 14 Jahren zu unterrichten und gründete als junge Erwachsene eine Mädchenschule in Boston („Dix Mansion“). Während ihrer Lehrtätigkeit besuchte sie 1841 die Abteilung für psychisch gestörte Insassen des East Cambridge Gefängnisses in Massachusetts (USA). Die Bedingungen, unter denen die dort untergebrachten Menschen gefangen waren, hielt sie nicht nur für grausam, sondern für menschenunwürdig. Der Anblick der an Ketten gelegten Männer und Frauen führte zu einem Wendepunkt in ihrem Leben – sie beschloss, sich vor dem Hintergrund christlicher Ideale für die Verbesserung der Lebensumstände solcher Personen einzusetzen.Zwischen 1840 und 1854 besuchte sie nahezu sämtliche Gefängnisse und Armenhäuser der Vereinigten Staaten.
Lobbyarbeit für die Insassen von Gefängnissen und Irrenanstalten
Dix informierte die Behörden über die untersuchten Zustände (Memorial to the Legislature of Massachusetts, 1843) und mahnte zugleich dringend, diese zu verbessern. In den folgenden Jahren wurden daraufhin mehrere therapeutisch orientierte Irrenanstalten in den USA und Kanada gegründet oder erweitert. Die Ergebnisse ihrer Arbeit bedeuteten für viele Betroffene das Ende einer langwierigen Unterbringung. 1848 entwarf Dix ein Gesetz für die Unterstützung von psychisch gestörten und geistig behinderten Menschen durch den Gewinn aus staatlichen Landverkäufen. Der Entwurf wurde wegen der fehlenden Zustimmung des Präsidenten Franklin Pierce nicht verabschiedet. Dix weitete ihre Informationsreisen auf Europa aus und setzte sich danach im amerikanischen Bürgerkrieg für die Versorgung verwundeter Soldaten ein. Gegen Ende ihres Lebens ließ sie sich in einem von ihr selbst gegründeten Hospital in Trenton (New Jersey) nieder und starb dort unverheiratet im Jahr 1887.
Das lebenslange Engagement und der Beitrag von Dorothea Dix für die Interessen der Insassen von Irrenanstalten und für die Entwicklung von therapeutischen Einrichtungen im 19. Jahrhundert sind ein herausragendes und typisches Beispiel für die historische Funktion und die politischen Spielräume von individueller Wohltätigkeits- und Lobbyarbeit im nordamerikanischen Gesundheits- und Sozialsystem.
Literatur
Davidson, L., J. Rakfeldt, J. Strauss (2010): The advocacy of Dorothea Six; The legacy of Dorothea Dix. In: L. Davidson, J. Rakfeldt, J. Strauss: The Roots of the Recovery Movement in Psychiatry: Lessons Learned. Chichester: Wiley-Blackwell, S. 61-65.
Dix, D. L. (1828): Conversations on Common Things. Third edition. Boston: Munroe & Francis.
Dix, D. L. (1843): Memorial to the Legislature of Massachusetts. Boston: Munroe & Francis.
Dix, D. L. (1850): Fifth Letter to Convicts in State Prisons and Houses of Correction, or County Penitentiaries. Printed but not published, November, 1850 [Ohne Ort und Verlag].
Brown, T. (1998): Dorothea Dix. New England Reformer. Cambridge: Harvard University.
Gollaher, D. (1995): Voice for the Mad. The Life of Dorothea Dix. New York: Free Press.
Tiffany, F. (1890): The Life of Dorothea Lynde Dix. Boston: Houghton & Mifflin.
Robin Pape, Burkhart Brückner
Foto: Samuel Broadbent (The Boston Antathaeum) / Quelle: Wikimedia / gemeinfrei [public domain].
Zitierweise
Robin Pape, Burkhart Brückner (2015):
Dix, Dorothea Lynde.
In: Biographisches Archiv der Psychiatrie.
URL:
biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/46-dix-dorothea
(Stand vom:21.11.2024)